Was gab es Neues in Dzalalabad im Jahr 2010?

Das Jahr 2010 war für uns reich an Ereignissen.

Revolution und Krieg

Am 7. April, als Damian gemeinsam mit zwei Freiwilligen, die auf einer Baustelle in Issyk-Kul arbeiteten, gerade in Bischkek ankam, brach die Revolution aus. In der Nähe des Präsidentenpalastes kamen ungefähr 90 Demonstrierende ums Leben, der Präsident flüchtete in den Süden des Landes (also in die Region von Dzalalabad). Nachts wurden Hunderte von Geschäften entweder ausgeraubt oder verbrannt.

Nach ungefähr zwei Wochen kamen die Unruhen nach Dzalalabad: zuerst besetzten die Anhänger des gestürzten Präsidenten das Amt des Bezirkes, nicht weit von unserer Kirche, danach konnten sie von dort verdrängt werden; es wurden die Häuser des Präsidenten Bakijew in der Vorstadt verbrannt. Kurze Zeit darauf begannen die Kirgisen, aus Unzufriedenheit über die Teilnahme der Usbeken an den Kämpfen, die usbekische Universität anzugreifen. Nur mit Mühe gelang es der Miliz, die Menschenmengen aus einigen tausend Usbeken und Kirgisen zu trennen. Dabei kamen einige Menschen ums Leben, einige Dutzend wurden verletzt.

Zwei Wochen später kam es zu einer Überschwemmung, die auch unser Haus betraf – in der Folge mussten die Böden gewechselt werden. Es schien, dass die Naturgewalt die Menschen beruhigen könnte.

Anfang Juni, nach einer nächtlichen Prügelei zwischen der usbekischen und der kirgisischen Jugend, begannen die Unruhen und Kämpfe leider auch in Osch, wo wir auch eine Kapelle haben. Am nächsten Tag begannen die Kämpfe in Dzalalabad und Umgebung. Junge Kirgisen brachten gepanzerte Transportfahrzeuge in ihre Gewalt und griffen von Usbeken bewohnte Regionen an, sie verbrannten Häuser und plünderten sie aus.

„Am Sonntag mittag betrat eine 3000- Mann starke Gruppe die Stadt und es begannen Kämpfe am Ende unserer Straße, wegen des starken Widerstandes der Usbeken wichen die Aggressoren ins Zentrum aus. Einige Familien mit kleinen Kindern fanden bei uns Unterschlupf: Kirgisen, Usbeken und Russen (Mitglieder unserer Gemeinde). Viele Geschäfte, Hotels und Gaststätten sowie Häuser an der Hauptstraße, die Usbeken gehörten, wurden verbrannt. Erst heute früh wurden die Schüsse leiser, es blieben usbekische Barrikaden aus gefällten Bäumen und Steine zurück, die den Weg auf Mahal (ein usbekischer Bezirk) versperrten. Aus dem südlichen, von den Kämpfen betroffenen Teil Kirgisiens, flüchteten ungefähr 100 000 Menschen nach Usbekistan. Nun geht die Angst um, weil in all dem kriminelle Kräfte am Wirken sind, und sie sind sehr aktiv. Die Regierung führte Kriegsrecht ein, es gibt Polieistunde, am Tag gibt es in der Stadt sehr wenig Verkehr, nur Kirgisen, es fehlt an Nahrung, erst heute kann man nach langem Anstehen Brot kaufen. Es gibt wieder Strom, Gas ist noch nicht da. Von unseren wenigen Gemeindemitgliedern in Dzalalabad und Osch wurde niemand in Mitleidenschaaft gezogen. Als die Telefonleitungen wieder funktionierten, nahmen wir Kontakt zu ihnen auf.” (Bericht von Pater Krysztof)

Junge 17-18 Jahre alte Kirgisen liefen bewaffnet in der Stadt herum, als wären es Aufnahmen zu einem Film. Nach diesen Unruhen gab es viele Plünderungen und Brandstiftungen. Die Zahl der Opfer wird offiziell mit circa 400 angegeben, 3000 Häuser wurden verbrannt, darunter öffentliche Gebäude, Geschäfte, Krankenhäuser – die meisten in Osch.

Zurzeit ist es schwer zu beurteilen, was weiter geschehen wird, doch man muss unterstreichen, dass viel Blut vergossen und viel Hass gesät wurden, wogegen man nur mit Gottes Hilfe kämpfen kann. Ein großes Problem ist der Mangel an Moral bei der Jugend. Leider ist ein Teil unserer Gemeindemitglieder nach dem Ende der Kämpfe emigriert – darunter auch Familie Rodziewicz aus Osch nach Lodz.

Gleich nach den Ereignissen in Osch und Dzalalabad kamen Vertreter vom Catholic Reliev Service, um eine breit angelegte humanitäre Hilfe für die Kriegsopfer zu starten. Sie teilten an Bedürftige all das aus, was zum Überleben notwendig war, und leiteten auch den Wiederaufbau der Häuser ein. Sie übergaben auch einige Hundert Matrazen und Bettwäsche für die Behindertenhäuser und für das Exerzitienhaus in Issyk-Kul. Wir selbst halfen mit bei der Renovierung der Warmwasserleitung des Hauses für behinderte Kinder in Dzalalabad. Pater Krzysztof leitete die Übergabe des VW-Busses an das Haus für geistig Behinderte in Kizyl-kija ein, bis dahin wurde der Bus von dem Priester Jerzy benutzt.

Sehr wichtig war für uns der zweimalige Besuch der Missionarinnen der Nächstenliebe, die unter der Leitung ihrer Provinzoberin aus Taschkent, Schwester Mai und unter Mithilfe von Pater Krzysztof, über einen Monat 1100 usbekische Familien in Dzalalabad und Osch besuchten. Sie spendeten nicht nur materielle Hilfe, sondern gossen auch Hoffnung in menschliche Herzen ein. Wie ein Moslem nach ihrem Besuch sagte: „Gut, dass es Christen gibt.” Wir hoffen, dass die Mutter-Theresa-Schwestern aus Kalkutta für immer zu uns kommen, und wir bitten die Freunde unserer Mission dafür zu beten.

Außerdem – Dank der Hilfe verschiedener Sponsoren — konnten auch wir selbst ungefähr 200 der am meisten bedürftigen Familien helfen; es sind Opfer der Kämpfe und Arme.

Wie jedes Jahr Anfang September kam zu uns Frau Hannelore aus Bayern. Sie half unseren Gemeindemitgliedern, Behinderten, älteren einsamen Menschen und auch Opfern des ethnischen Konfliktes. Sie spendete insgesamt 7000 Euro.

Bau des Exerzitien- und Erholungshauses am Issyk-Kul und Ferienaktion

Das ganze Jahr über verbrachte Damian viel Zeit auf dem Bau des Exerzitien- und Erholungzentrums.

Während der Revolution gab es Versuche, das Land einzunehmen, und das „Revolutionskomitee” verlangte von Damian mehr als 2000 Dollar.

Während der Kämpfe in Dzalalabad arbeiteten auf dem Bau Freiwillige aus Slowenien, sie errichteten innerhalb von 6 Tagen das Dach. Schon Ende Juli fand in dem noch nicht fertiggestellten Gebäude das erste Lager für unsere Jugend aus Kirgisien und Usbekistan statt. Insgesamt gab es 7 Lager: für Kinder aus der Gemeinde in Kirgisien, für behinderte Kinder aus Dzalalabad und Bishkek, für das Kinderhaus aus Osch, für Kinder aus der Organisation der Polnischstämmigen „Odrodzenie” („Wiedergeburt”) und für Kinder aus der Musikschule – insgesamt circa 300 Personen. Im September nahmen dort Franziskanerinnen unter der Leitung unseres Provinzials aus Moskau Tony Corcorana an Exerzitien teil.

 
Gegenwärtig sind noch circa 15000 Euro nötig, um das dritte Stockwerk fertigzustellen, so dass im kommenden Jahr mehr Kinder für die Lager aufgenommen werden könnten. Pater Krysztof war einige Tage mit Gemeindemitgliedern am Toktgulskisee.

Im Sommer kam aus Polen zu uns Pater Remigiusz Kalski. Anfangs half er Pater Krzysztof bei der humanitären Aktion, nach dessen Abreise in die Ferien vertrat er ihn in der Gemeindearbeit. Er lernt intensiv russisch (in der hiesigen Universität), leitet Vorlesungen in Englisch für Studenten. Bruder Wladimir Paszkow lehrt bei uns wie im Vorjahr Russisch, Deutsch und Französisch. Inzwischen spricht er nicht schlecht kirgisisch, usbekisch und türkisch.

Es gelang uns, eine nächste Wohnung in der benachbarten Baracke zu kaufen. Dort haben wir ein Gästezimmer und ein Lager der humanitären Hilfe eingerichtet. Außerdem ist unser Garten viel größer geworden. Gleichzeitig wurde eine Renovierung der Heizungsanlage aller zur Pfarrei gehörenden Gebäude durchgeführt.

Wir haben mehr und mehr Problemen mit unsere Autos (18 und 12 Jahre alt), so Golf wir haben verkauft. Wir haben benutzte Toyota Landcruiser gekauft, die für unsere Arbeit sehr benutzbar ist. Nur wir sollen noch dafür Kredit bezahlen.

Br. Damian Wojciechowski TJ

dwojciec@jezuici.pl
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tel/fax:++996-3722-22153
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ul. Pushkina 20/2
720901 Dzalal-Abad
Kyrgyzstan

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